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Etruskische Religion

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Der Ursprung der mythisch-theistischen Religion der Etrusker – sie selbst nannten sich Rasenna, bei den Griechen hießen sie Tyrsener und bei den Römern Tusci oder Etrusci – liegt ebenso weitgehend im Dunkeln, wie die in der Wissenschaft bis heute spekulative Herkunft dieses Volkes selbst, das nie einen Flächenstaat, nur einen vor allem kultisch überwölbten Zwölfstädtebund bildete. Die letzte dieser zwölf Städte, Vetulonia, wurde vor etwa 130 Jahren von dem italienischen Arzt und Archäologen Isidoro Falchi entdeckt. Fassbar werden sie jedenfalls als Volk erst in Italien, in dessen kulturelles Umfeld sie fest eingebunden waren. Genaueres wissen wir über sie abgesehen von griechischen, allerdings (zum Beispiel bei Hesiod) eher mythenhaft gefärbten und sich zudem widersprechenden Berichten vor allem aus römischen Quellen, und diese Quellen datieren frühestens ab dem ersten vorchristlichen Jahrhundert, sind zudem selektiv bis fragmentarisch und oft einseitig. Komplizierend kommt hinzu, dass die etruskische Sprache kaum entziffert ist, obwohl man sie lesen kann, denn die Etrusker benützten ein griechisches Alphabet (die euböische Variante).
Vor allem in späteren Perioden war diese Religion zudem stark von der griechischen Mythologie beeinflusst. Hingegen ist die ursprüngliche Schicht kaum noch erkennbar, nicht einmal ihre Mythen kennt man genauer oder doch nur über römische Überlieferungen, dasselbe gilt für ihre Theologie und wesentliche Aspekte ihres Kultes, vor allem dessen Frühformen. Im Gegensatz zu den vorchristlichen Religionen des Abendlandes handelte es sich außerdem um eine prophetisch vermittelte Offenbarungsreligion, was wiederum eher für eine orientalische Abkunft spricht wie auch der Kunststil in der orientalisierenden Phase der etruskischen Kultur, zumal es im Orient die ersten derartigen Religionen in Ägypten, Mesopotamien, im Judentum und im Zoroastrismus gab, weshalb hier gerne auch Parallelen gezogen werden.
Trotz der massiven griechischen Einflüsse und ihres Mischcharakters ist die etruskische Religion aber im Kern ihres Wesens völlig ungriechisch, verkündet sie doch die totale Unterwerfung des Menschen unter den göttlichen Willen, dem gegenüber der Mensch ein Nichts ist. Für die Etrusker war ihre Religion daher von zentraler Bedeutung und reichte bis tief in die individuelle Lebensführung. Vorlage und Regularien dafür boten die sog. Disziplinen (zu lat. disciplina: Schule, Unterweisung, Wissenschaft), Bücher, die von den Priestern als Geheimwissen streng gehütet wurden und genaue Anweisungen zur Durchführung von Orakeln enthielten. Im Altertum war diese disciplina etrusca – die Lehre von der Interpretation göttlicher Signale, also Technik der Divination (zu lat. divinare: eine göttliche Eingebung haben) und vom korrekten Umgang mit der Götterwelt weit über Etrurien hinaus berühmt. Leberschau (Haruspizium), die Interpretation des Vogelfluges (Auspizien) und der Blitze (Fulguraldisziplin) waren dabei ebenso Teil dieser Lehre wie das korrekte Vorgehen bei der Landvermessung, der Verwaltung oder dem Bau von Wasserleitungen. Die originalen Texte der Disziplinen waren aber schon zur Zeit der Römer weitgehend verloren. Die damit zusammenhängende Kosmologie ist außerordentlich komplex und ebenfalls nur in Umrissen erhalten.


IP属地:广东1楼2016-05-29 11:48回复
    Inhaltsverzeichnis
    1 Ursprünge und Überlieferung
    1.1 Ursprünge: Das Problem der Eigenständigkeit
    1.2 Überlieferung
    2 Kosmologie und Götterwelt
    2.1 Kosmologische Struktur
    2.2 Die Götter
    2.2.1 Älteste Formen und römische Traditionen
    2.2.2 Entwickelte Form
    2.2.3 Das Pantheon der Etrusker: Götter, Geister und Dämonen
    3 Religiöses Gesetz, Priester und Kult
    3.1 Geistige Grundlagen
    3.1.1 Der Kalender
    3.2 Kultische Handlungen
    3.2.1 Rahmenbedingungen, Benennungen und Einzelphänomene
    3.2.2 Die etruskische Disziplin
    3.2.3 Auguren, Haruspizes: die Priester
    3.2.4 Deutung von Blitz und Vogelflug
    3.2.5 Haruspizien: Eingeweide- und Leberschau
    3.2.6 Weitere Regeln: Raum und Zeit
    3.2.7 Ostentaria: Deutung der Wunder
    3.3 Totenkult
    3.4 Sakrale Kunst und Architektur
    3.4.1 Architektur
    3.4.2 Grabmäler und ihre Kunst
    3.4.3 Religiöse Literatur
    4 Literatur
    5 Einzelnachweise


    IP属地:广东2楼2016-05-29 11:49
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      Überlieferung
      Das Hauptproblem bei der Deutung der etruskischen Religion ist somit die Überlieferungslage, zumal aus der Frühzeit keine Götterbilder erhalten sind, ebenso wenig wie Zeugnisse der ursprünglich wohl reichen religiösen Literatur. Der Kult selbst wird damit erst sichtbar, nachdem er griechisch beeinflusst und überformt war und tritt uns vor allem bis heute in dem enormen Grabkult der etruskischen Nekropolen entgegen. Dabei lassen sich bereits im 7. vorchristlichen Jahrhundert Elemente der Pythagoräer, Orphiker und dionysische Einflüsse nachweisen, die auch später prägend blieben, desgleichen starke orientalische Einflüsse. Auch waren die archäologischen Stätten bereits im 19. Jahrhundert, als eine ernsthafte wissenschaftliche Befundung begann, durch Grabräuber weitgehend geplündert und mehrere zehntausend Gräber waren ausgeräumt, damit aber auch die Fundzusammenhänge zerstört. Zusätzlich ist mit sicherlich nicht unbedingt gewollten Verfälschungen durch römische Überlieferungen zu rechnen, zumal die Römer Teile der Religion für ihre eigenen Bedürfnisse adaptiert, also de facto nach einer durchaus gläubigen Periode vor allem gegen Ende der Republik vereinfacht, rationalisiert, formalisiert und veräußerlicht hatten, und zwar in dem Sinne, dass das Verhältnis des Menschen zur Gottheit einen Rechtscharakter (Cicero: ius divinum) erhielt, der vor allem in der korrekten Anrufungsformel und genau festgelegten Ritualen ihren Ausdruck findet, was allerdings den Römern zumindest emotional nicht völlig zu genügen schien, denn daneben finden sich bei ihnen zahlreiche Reste von altem Glauben in Gestalt von Dämonenfurcht und Totenritualen mit einem irrationalen Hang zur Magie und zum Aberglauben, der zweifellos zahlreiche etruskische und altitalische Reste enthielt.[17][18] Auch sind diese indirekten Berichte oft erst lange nach der etruskischen Zeit entstanden, stammen frühestens aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. und beruhen selbst zu einem nicht geringen Teil wohl auf eher unsicheren Quellen. Dennoch präsentiert sich die religiöse Lehre in einer Komplexität und Systematik, die eine lange Entwicklungsperiode zu ihrer Entstehung und Entwicklung benötigt haben muss.[19] Dabei scheint vor allem der Einfluss der griechischen Philosophie und Wissenschaft stark gewesen und insbesondere von den Haruspices intensiv genutzt worden zu sein. Auch haben offenbar griechische Autoren versucht, die Widersprüche des Systems sekundär auszugleichen und dessen Regeln so auch populistisch zu selektieren und für die damaligen Zwecke besser anwendbar zu machen. Vor allem die Ausgestaltung der Disziplin wurde dadurch wesentlich beeinflusst und ist uns denn auch durch römische Autoren (zum Beispiel Varro, Seneca, Plinius der Ältere, Sextus Pompeius Festus und Cicero), die anscheinend direkt aus den Quellen übersetzten, gut erhalten, deren Einfluss es wohl auch zu danken ist, dass diese Disziplin beim römischen Publikum sehr populär wurde. Andere Aspekte der etruskischen Religion sind aber nur noch verschwommen erhalten und lassen viele Fragen unbeantwortet.
      Was die Archäologie angeht, so ist sie zwar reichhaltig in ihren Funden, doch der größte Teil davon stammt aus den kunstvollen Nekropolen, die außerhalb der etruskischen Städte lagen. Die dortigen Gräber der Adelsfamilien waren oft prächtig ausgestattet und lassen detaillierte Folgerungen hinsichtlich der Lebensweise dieser Gesellschaftsschicht zu. Doch ist dieses Bild naturgemäß einseitig, denn die etruskische Gesellschaft basierte auf der Arbeitsleistung leibeigener Landarbeiter, über die man kaum etwas weiß, ebenso wenig wie über die ländlichen Siedlungen und deren Bräuche sowie die Unterschicht der Städte oder gar die Ureinwohner.
      Eine der wenigen, noch dazu heiklen Quellen für Glauben und Kult der Etrusker ist daher die römische Religion, die trotz erheblicher Modifikationen und Vermischungen auch mit griechischem Geistesgut sowie trotz ihrer Ursprünge aus dem indoeuropäisch latinischen Bereich doch sehr viel von dem erhalten hat, an das die Etrusker einst glaubten, wo sie es taten und wie. Man kommt also nicht umhin, sich diese Quelle immer wieder genauer anzusehen, bei aller Vorsicht in der Beurteilung und im Wissen, dass auch die römische Religion nur eine Zwischenphase in einer Entwicklung war, bei der ganz unterschiedliche Strömungen zu einem komplexen, aber eigenständigen Geflecht zusammenfanden, das dann später in ein wiederum neues, das des römischen Staatschristentums überging.


      IP属地:广东4楼2016-05-29 11:53
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        Kosmologie und Götterwelt
        Kosmologische Struktur
        Systematik
        Das kosmologische System der etruskischen Religion gehört zu den am stärksten strukturierten der Religionsgeschichte überhaupt und ist in dieser Form mit Sicherheit stark griechisch beeinflusst. Ihre Hauptprinzipien waren die orientatio und die divisio, also die genaue Ausrichtung aller Dinge an der kosmischen Struktur der Welt und deren genaue Unterteilung. Zentral ist dabei die Vorstellung der Divination. Diese begreift das Gefüge der Realität als dem göttlichen Willen als absolut untergeordnet, da dieser allein hier Ordnung und Vernunftmäßigkeit gewährleistet. Das bedeutet, dass nichts zufällig geschieht, vielmehr sind alle Dinge und Ereignisse im Rahmen eines kosmischen Gesamtsystems einordenbar und damit auch voraussagbar – Grundlage aller prophetischen Handlungen der etruskischen Religion. Außerordentliche Vorgänge sind dabei Zeichen („Prodigien“) bestimmter göttlicher Absichten. Will man diese Zeichen lesen, muss man sie zunächst jedoch strikt klassifizieren. Vor allem der Raum muss zu diesem Zweck rational ausgerichtet und in Sektoren eingeteilt werden, wobei bei den Etruskern im Gegensatz zu anderen Mittelmeerkulturen, die meist einer Zwölfereinteilung folgten, eine 16er-Einteilung bevorzugt wurde.
        Die Etrusker folgten diesen Kautelen konsequent. Sie unterteilten die Welt zur Bestimmung der Naturzeichen mit einem großen, unsichtbaren Kreuz aus einer Nord-Süd-Achse (lat. cardo) und einer Ost-West-Achse (lat. decumanus). Dem entsprachen analog am Himmel vier Regionen zu je vier, nach den Himmelsrichtungen ausgerichteten Teilen, denen jeweils bestimmte Götter zugeordnet waren. Der Kosmos wiederum war in vier konzentrische Sphären unterteilt, die oberste die des Äthers, die unterste die Erde. Das nordöstliche Viertel war den höchsten Himmelsgöttern zugeordnet, die beiden südlichen Viertel den Göttern von Natur und Erde, das nordwestliche Viertel den Unterweltgottheiten, die allerdings in den Darstellungen etwa der Leber von Piacenza fehlen, vielmehr vereinigt der Hauptgott Tina/Zeus auch Aspekte des Jenseits in sich, eine sehr alte Sichtweise, die stark an den schamanischen Hochgott erinnert, zumal eigentliche Todesgottheiten erst im 4./3. Jahrhundert erschienen und hier als Phersipnai/Aita der Paarung Persephone/Hades entsprechen. Die Reihenfolge der Götter spiegelt überdies eine bestimmte Vorstellung des Universums wider, die der Welt der Himmelsgötter, der Götter der Meere, der Unterwelt und schließlich der Welt der Menschen entspricht, wobei sich eine absteigende Reihenfolge ergibt, in der die verschiedenen Entitäten jeweils verschiedene Höhen einnehmen und so als Gruppen von vier, diesen Welten zugeordneten etruskischen Penaten fungieren, die hier allgemeine Schutzgötter sind und nicht wie bei den Römern vor allem auf den häuslichen Bereich beschränkte, die der Legende nach von Aeneas aus Troja mitgebracht wurden. Räumlich ist dieses System auf den Mittag hin ausgerichtet; dem entspricht die Orientierung des Haruspex ebenso wie die der sakralen Gebäude, deren Front häufig nach Südosten zeigt.
        Praktische Anwendung in der Städteplanung
        Das Konzept der 16 Himmelsfelder, von denen aus die Götter auf die Erde einwirkten, spiegelt sich ganz konkret vor allem in der Anlage der etruskischen Städte oder der Nekropolen wider; sogar das etruskische Rom wurde angeblich nach diesen Prinzipien angelegt.[21] Allerdings war die Toskana, das Kerngebiet der Etrusker, zu hügelig, um Siedlungen nach rein geometrischen Prinzipien planen zu können, und man findet dort noch eher irregulär an die Landschaft angepasste, umwallte Siedlungen häufig auf Bergkuppen, wie sie auch die Griechen für sich anlegten. So wird dieses Prinzip eigentlich erst im 6. Jahrhundert v. Chr. realisiert, als die Etrusker sich in der Ebene südlich von Rom, in Kampanien sowie in der Po-Ebene niederließen und Kolonien gründeten. Dort errichteten sie ihre Städte streng ritualisiert: Nachdem die Priester das Zentrum festgelegt und mit Hilfe eines Messgeräts (wohl eine Art Theodolit, zum Beispiel eine Dioptra), das die aufgehende Sonne anpeilte, die Ost-West-Achse bestimmt hatten, wurde die neue Stadt um ein Straßenkreuz herum angelegt, so dass weiter unterteilbare Stadtviertel entstanden. An den Enden des Straßenkreuzes wurden dann in gleichen Abständen vom Zentrum die Stadttore errichtet, die damit genau in die vier Himmelsrichtungen zeigten. Auch der Bau der Stadtmauer war ritualisiert: Mit einem bronzenen Pflug wurden vier Furchen parallel zu den ausgemessenen Achsen aufgerissen, so dass sie derart eine quadratische Fläche umgrenzten. Das Prinzip leitete sich vermutlich von Heerlagern ab und wurde später von den Römern als „etrusco more“ (nach Art der Etrusker) übernommen.[22][23]


        IP属地:广东5楼2016-05-29 11:57
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          嗨…… 几年不见,你又变帅了


          6楼2016-08-07 17:00
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